Inverness ist voller Touristen

Meine Ankunft in Inverness gestaltet sich ungemütlich. Erst geht ein Regenschauer nieder, dann spukt eine Schule, kurz bevor ich an ihr vorbei muss, 500 Schüler aus, und dann geht’s im Feierabendverkehr über eine Hauptverkehrsstraße. Eines muss man der Autofahrernation Großbritannien lassen, die stehen diszipliniert ist Stau.

Irgendwann habe ich das alles hinter mir und es geht einen unglaublich steilen Weg nach unten. Verheißungsvoll tönt ein Saxophon in der Ferne. Als ich auf die Fußgängerzone von Inverness gelange, reißt die Sonne auf, ein Straßenmusikant spielt und von der Seite höre ich „Nein Inge, das kann ich nicht fotografieren, bei dem Licht.“ Die Stadt ist voller Touristen, und ein nicht unbeträchtlicher Teil davon sind nicht mehr ganz junge Deutsche in Outdoorkleidung. Hier kann ich mich unauffällig bewegen. Natürlich sehe ich als nächstes Asiaten mit Kamera und Rollkoffer, aber ohne Selfie-Stick. Das ganze hat Atmosphäre.


Die Sehenswürdigkeiten sind auf ein überschaubares Areal begrenzt. Herausragend ist für mich der viktorianische Markt. Der ist überdacht und neben echtenTraditionsgeschäften gibt es ein paar echt obskure Buden, einschließlich Wahrsager. Auch das Museum ist ganz interessant. Um 18:00 Uhr machen die Geschäfte zu, aber die Gastronomie der Stadt ist vielfältig und das Leben geht weiter.

Abend in Inverness

Banff – Elgin – Inverness – Radeln macht Spaß

Der Weg nach Banff war Arbeit. Banff selbst ist eine hübsch anzuschauende Kleinstadt mit eingeschränkten Vergnügungsmöglichkeiten. Immerhin ist meine Unterkunft im 18. Jahrhundert mal für einen Admiral errichtet worden. Für 50 Pfund übernachte ich angenehm in der Gesindekammer unter dem Dach. 

Am nächsten Tag ist das Wetter gut. Es ist nicht warm aber die Sonne scheint und der Wind ist tendenziell Rückenwind. Die Route  führt direkt die Küste entlang. Es gibt immer wieder schöne Blicke aufs Meer. Die kleinen Orte an der Küste sind ruhig und auf den ersten Blick nicht zu sehr vom Tourismus geprägt. Die Route folgt ein ganzes Stück einer alten Eisenbahnstrecke. Ab Buckie geht es dann landeinwärts nach Elgin. Dort endet ein schöner Radeltag.

Blick auf Strand und Hafen von Cullen

Am nächsten Morgen geht es in Elgin es erst mal bergan. Die erste Steigung ist immer unangenehm. Der Körper sagt: „Warum immer irgendwo rauf fahren? Im Bett war es doch schön!“ Der Geist antwortet: „Halt’s Maul. Das ist erst der Anfang.“ Der angekündigte kräftige Gegenwind ist zunächst einer lauer Seitenwind. Die Landschaft ist schön und in Forres komme ich an einer Destille vorbei. „Open“ steht daran. Ich halte nicht an, schließlich hatte ich vor dieser Etappe Respekt. Mit ca. 85 Km ist sie recht lang, die signifikanten Steigungen sind am Ende und Gegenwind mit Windstärke 5 ist angekündigt.

Ab Mittag schlägt der auch zu. Der Wind frischt auf und die Strecke wendet sich von der Küste weg auf eine Hügelkette zu. Die ist durchaus gut zu fahren. Irgendwann sieht das Wetter vor mir nicht mehr gut aus. Die Straßen sind klatschnass, ich habe von dem Schauer nichts abbekommen. 

Da entwickelt sich was
Das ändert sich kurz vor Inverness. Die Route von Banff nach Inverness ist schön angelegt und bis auf wenige sehr steile Stücke gut zu fahren. Wenn das Wetter auch noch mitspielt, macht Radeln einfach Spaß.

Fehlplanung

Langsam komme ich in eine Gegend mit Destillerien. Natürlich möchte ich gerne eine besichtigen. In Elgin gibt es eine Destille im Ort, bei Forres, etwas weiter eine Museumsbrennerei etwas außerhalb des Ortes. Rund um Elgin liegen weitere Destillen, nur nicht an der Route. 

Wenn ich eine Besichtigung machen möchte, muss ich rechtzeitig da sein, duschen, umziehen. Also fällt die Entscheidung, in Elgin zu übernachten. Schnell ist ein geeignetes B&B zwischen Destille und Stadtzentrum gefunden und reserviert.

Vorgestern beschließe ich, mich um die Details zu kümmern. Als erstes fällt mir auf, das heute Sonntag ist. Uups. Ein Blick ins Netz, Sonntags gibts keine Besichtigungen in der Zieldestille, die Alternativen sind zu weit weg. Toll.

So schlendere ich durch Elgin und entdecke das Droughty Cobbler, das vollmundig regionale Biere und gutes Essen anpreist.

Sie preisen zurecht an. Zwei sehr gute und regionale IPAs eine vorzügliche Erbsensuppe mit Minze und sensationelle Biofussili mit Pesto und gebratenem Gemüse. Die Nudeln sind das beste, was mir aus dieser Richtung seit langem auf den Teller gekommen ist. Die Aromen greifen perfekt ineinander und fügen sich zu einem Ganzen. Gut, das ich in Elgin übernachte.

Nach dem Vergnügen – Arbeit

Von Udny Green geht es fern ab der Küste mehr oder weniger direkt nach Banff. Die Wettervorhersage sieht durchwachsendes Wetter vor, Sonne und Wolken im Mix, eventuell ein wenig Regen.

Das Wetter hat die Sonne vergessen. Es gibt einen Wechsel zwischen trockenen Phasen und Nieselregen, ein paar mal versucht der Nieselregel zum Sprühregen anzuwachsen. Es ist windiger als vorgesagt. Der Wind kommt aus nordwestlichen Richtungen. Die Landschaft ist von intensiver Landwirtschaft geprägt. Die wenigen Dörfer, die ich durchquere stehen als verlassene Kulissen in der Gegend herum, kein Pub, Inn sonst was. Die Menschen hier leben, wie fast überall in diesen Ecken zurückgezogen oder im Auto. Manchmal überholt eines oder kommt mir entgegen. Ansonsten ist die Fahrt vom Auf und Ab der Hügel und dem Wind geprägt. Da keimt in mir die Frage auf, warum ich das hier mache. Es gibt für kleines Geld All-Inclusive-Urlaub mit Strand und Sonne.

Schottland, wie es nicht im Katalog steht

Nach 50 Km kommt endlich eine größere Ortschaft, Turiff. Turiff hat ein Café: Latte und Schokoladenkuchen, lecker. Ab Turiff wird die Landschaft auch abwechslungsreicher. Der Weg folgt lange einem Fluss, es gibt das eine oder andere Herrenhaus und eine Ruine zu sehen.

Jetzt, um 20:00 Uhr scheint in Banff die Sonne. Heute waren es 73 Km und 800 Höhenmeter Arbeit. 

Schlemmen in Udny Green

Zwischen Aberdeen und Banff geht es über 100 Km durch relativ dünn besiedeltes Gebiet. Ein Planungsziel ist, die Abschnitte so einzuteilen, das die einzelnen Stücke auch unter schlechten Bedingungen sicher zu schaffen  sind. Daher ist meine Freude groß, als ich eines der wenigen Quartieren in Udny Green, direkt auf der Strecke buchen kann. Ein erster Check zeigt, es gibt kein Lebensmittelgeschäft vor Ort, aber ein Restaurant.

Ein wenig später fange ich an, mich mit den Details der Etappe auseinander zu setzen. Das Restaurant ist preisgekrönt und bietet Freitags und Samstags ein 4-Gänge-Menü an. Am Freitag bin ich in Udny Green. Der Preis für das Menü klingt gar nicht so schlimm, also muss ich da durch, und reserviere einen Tisch.

Das Restaurant mit dem schönen Namen „Eat on the Green“ sieht von außen einladend aus. Meine Wirtin hat Bedenken, dass ich in Radklamotten dort auflaufe und die anderen Gäste mit dem Duft von Steigungen (520 Höhenmeter) und Landstraße verwöhne. Ich kann ihre Bedenken mit Verweis auf meine Packtaschen zerstreuen. Das exzellente Badezimmer der Unterkunft hilft obendrein.

Ds Lokal ist gediegen ausgestattet, eine Mischung aus Klassik und modern und eine DJane legt Jazz auf. Es wirbelt unglaublich viel Personal herum, alle sind sehr aufmerksam und höflich. Ich wähle eine Vorspeisenauswahl des Hauses und als Hauptgang Seeteufel auf Nudeln mit frittiertem Kohl, Schinken und Zwiebeln. Der Ober hilft mir bei der Weinauswahl, und nach kurzer Beratung geht der Flaschenwein auch Glasweise.

Es werden vier Vorspeisen serviert, eine Art Haggis-Falafel in einer Minzsoße, Pflaume mit Walnuss, Meerrettich und Gedöns, Lachs und Erbsensuppe Das Haggis-Falafel und die Pflaume sind die Highlights. Danach kommt als Zwischengang ein Himbeer-Sorbet. Das schmeckt nach Himbeere, mehr nicht. Der Hauptgang ist sehr gut und die Weinempfehlung des Obers wirklich passend. Für ein exzellent war der Seeteufel ein Minütchen zu lange auf dem Ofen. Das Konzept mit Aromen und Texturen geht aber voll auf. Als Dessert wähle ich einen gesalzenen Käsekuchen mit Früchten der Saison und Peka-Nüssen. Das Dessert ist sehr gelungen.

Alles in allem ist es ein schöner Abend in der gehobenen Gastronomie. Manchmal ist so eine schrittweise Planung mit unvollständiger Information ein Segen.

 

Durchfuttern und Radeln von Montrose nach Portlethen

Montrose empfängt mich mich einem Schauspiel. Mit unglaublicher Geschwindigkeit drückt auflaufendes Wasser in die Lagune, genannt „The Basin“.

Die Innenstadt zeigt eher ein Trauerspiel. Es gibt viel Leerstand und nur wenige Restaurants. Schade, der preisgekrönte Pub mit den 20 Bieren serviert nur Snacks.

Am Ende esse ich Chicken Balmoral in dem nicht preisgekrönten Pub. Chicken Balmoral vereint Hühnetbrust, Haggis, Schinken und Whisky zu einem leckeren Gericht. Es ist sehr würzig, der Haggis sorgt für eine gewisse Wucht.

Von Montrose geht es weiter die Küste hoch. In Stonehaven gibt es, so hat es mein Vater in Erfahrung gebracht, die besten Fish & Chips in Schottland. 

Ich schaue mir den Hafen von Stonehaven näher an. Das erste, was ich höre, ist Schwäbisch: „So stelle ich mir einen schottischen Hafen vor.“ Die Dame hat recht, ich auch. Es gibt eine Reihe von Restaurants und Kneipen am Hafen, alle bieten Fish & Chips an, leidet keiner als kleine Portion. Hier will ich sitzen und die Atmosphäre genießen. Ich entscheide mich für ein Krabbensandwich. Die Krabben werden einer feinen Mayonnaise gewürzt mit Cayennepfeffer und Zitrone serviert, lecker.

Hafen von Stonehaven

Weiter geht die Fahrt nach Portlethen Village. Es ist ein kleiner Ort direkt an der Küste. Der Hafen ist klein.

Der Hafen von Portlethen Village

Hier bin ich dem Neuk ausgeliefert. Geräucherter Schellfisch im Bierteig: ein Genuss. Dazu trinke ich ein schottisches Craft-Bier, Schiehallion. Zu Abschluss empfiehlt mir die Wirtin Apple Crumble mit Vanillesoße, auch lecker. Der Küche des Neuk bin ich gerne ausgeliefert.

Nebel an der Golfküste – Glück?

Schon seit Tagen sieht der Mittwoch auf meiner Wetter-App bedrohlich aus. So bedrohlich, das ich die Vorhersage bei der Planung berücksichtige und mir einen etwas kürzeren Abschnitt als üblich vornehme. Die Kurzfristvorhersage für Dundee ist eindeutig: Morgens ist der Regen am schlimmsten.

Und richtig, als ich aufwache prasselt Regen gegen mein Fenster. Um 10:00 Uhr breche ich auf, es ist dunstig bis nebelig, die Straßen spiegelnass, aber es regnet nicht. Der Dunst, in dem machmal fahl die Sonne auszumachen ist, erzeugt eigene und irgendwie schöne Bilder.

Die Brücke über den Firth of Tay von Dundee aus gesehen

Ich radele durch viele kleine und große Badeorte und alle alle haben mindestens einen Golfplatz. Stellenweise scheint sich Golfplatz an Golfplatz zu reihen. Selbst ein größeres Militärgebiet, durch das ich radele, hat einen Golfplatz. Am Wegesrand stehen immer wieder Warnschilder, die vor herumfliegenden Golfbällen warnen. Ich fahre ja mit Helm. Auf der anderen Seite, ich radele außerhalb des Golfplatzes und soll mich vor den verirrten Bällen der golfspielenden Herrschaften in Acht nehmen?

Nach etwas mehr als halber Strecke treffe ich einen anderen Radreisenden und wir kreuzen die Finger, das das Wetter halten möge. 10 Minuten später fängt es an, zu nieseln. Es wird kein Regen daraus. Der erste Schauer geht herunter, als ich in meiner Unterkunft in Montrose bin. Meine Wirtin kann es kaum glauben, das ich beinahe trocken von Dundee herüber geradelt bin. Gute Planung und Glück gehabt!

Die Lagune von Montrose „The Basin“

Feueralarm und die Bierküche in Dundee

Als ich Dundee vom gegenüber liegenden Ufer des Firth of Tay erblicke, liegt es in nebelartigen Dunst. Der Firth of Tay wird auf einer Brücke überquert, die konstant abwärts führt. Die Fußgänger und Fahrradspur befindet sich in der Mitte der Brücke und enden vor einer Tür. Das letzte Stück geht’s im Fahrstuhl abwärts.

Ab durch die Mitte

Schon von der Brücke aus springt ein fast fertiges Gebäude ins Auge, das vom Wasser her wie ein Schiff aussieht. Die innenstadtnahe Hafengegend ist eine einzige große Baustelle.  Leider liegt dort auch die Discovery, das Schiff der Arktisexpeditionen von Scott. Durch die Baustellen ist ein freier Blick auf das Schiff verstellt und die Ausstellung möchte ich nicht besuchen.

Wenn es fertig ist, wird es bestimmt sehr schön

Mein Hotel heute ist das Queens Hotel in Dundee. Ich konnte es für einen Schnäppchenpreis buchen. Große Treppen und hohe Räume empfangen mich. Das Hotel strahlt eine leicht verblichene Eleganz vergangener Tage aus. Der Empfang ist freundlich, das Fahrrad wird von einem Mitarbeiter in den Keller gebracht. Mein Zimmer ist unglaublich hoch und gediegen, leicht altmodisch, eingerichtet. Das Bad ist modern und alles funktioniert. Zunächst gönne ich mir eine heiße Dusche. Noch nicht in den Schuhen, gibt  es einen anhaltenden lauten Alarmton. Kein Zweifel, das ist Feueralarm. Ich ziehe mir geschwind die Schuhe an, stecke Smartphone und Portemonnaie ein, und besichtige beim Abstieg aus dem vierten Stock das prächtige alte Treppenhaus.
Allzu viele Leute finden sich beim Sammelpunkt nicht ein, wenn man die Größe des alten Kastens bedenkt. Nach fünf Minuten gibt es Entwarnung: Fehlalarm. Gut das der Alarm nicht 10 Minuten eher erfolgte, als ich noch unter der Dusche stand. Und gut, das ich bei meinem letzten Kunden so viele Feueralarmübungen absolviert habe. Und halt, einmal war es ja gar keine Übung.

Das Zentrum von Dundee zeigt, das die Stadt schon bessere Zeiten gesehen hat. Hier stehen viele prächtige alte Bauten, aber bei den Geschäften gibt es abseits der 1a-Lage viel Leerstand und die Fachgeschäfte schließen um 18:00 Uhr.

Ganz in der Nähe meines Hotels ist mir ein Lokal mit dem freundlichen Namen „The Beer Kitchen“ aufgefallen. Dort esse ich zu Abend. Es gibt alle Biere von „Innis & Gunn“ einer Craft-Bier-Brauerei aus Schotland und weitere Craft-Biere.

Das IPA ist brillant. Mit 4,2 VOL ist es recht leicht, mit frischen Antrunk und reichen Fruchtaromen, vor allem Mango in der Mitte. Zum Abgang hin kommen Zitrusfruchtaromen hinzu, die in einem bitteren, aber stets angenehmen Abgang enden.

Zu Essen gibt’s einen exzellenten Burger und zum Nachtisch das Innis & Gunn „Original Oak aged Beer“.

Das Bier schmeckt nach einem bekömmlichen leichten Whisky. Mit ausgeprägten Malzaromen, Vanille, Honig, leichter Rauch. Es ist sehr speziell, gewiss kein Durstlöscher und ganz sicher ein Genuss.

Edingburgh – ich komme wieder

Der Plan ist einen Tag den Beinen eine Verschnaufpause zu geben und Edingburgh kennen zu lernen.
Die Innenstadt empfängt mich mit einem unglaublichen Gewusel und Geschiebe. Ich denke an die Wies’n.

In Edingburgh ist Fringe – Festivalzeit und es ist Wochenende.

Die Innenstadt und das Festival sind faszinierend, für mich aber zu viele Eindrücke auf einmal. Am Abend mache ich einen konkreten Plan für den nächsten Tag. Alles kann ich an einem Tag eh nicht sehen, und beim Treiben lassen gehe ich in den Eindrücken unter.

Am nächsten Tag herrscht bereits um halb zehn Uhr morgens vor der Burg, wo abends das Tatoo stattfindet, reges Treiben.

Von der Burg führt die Royal Mile, eine Einkaufsstraße in der Altstadt zum Parlament und zum Holyrood Palace. Die Mischung ist faszinierend: Fachgeschäften mit schottischen Produkten und Tradition stehen die üblichen Touristenabzock-Tinnefläden gegenüber. Dazwischen beginnen Kunstaktionen beziehungsweise werden angekündigt.

Wehrhaft: der Eingang zu Burg und Tatoo

Das schottische Parlament und Holyrood Palace sind ein seltsames Paar. Hier moderne Architektur mit Nähe zur Universität, dort die alte Geschichte schottischer und britischer Könige und deren Prachtentfaltung. Wenn die Queen offiziell in Edingburgh ist, wohnt sie im Holyrood Palace. Bei der Besichtigung erfahre ich, Maria Steward hat dort auch schon gewohnt. Die Führung geht sogar an ihrem Bett und Esszimmer vorbei. 

Anschließend gehe ich zur Nationalgalerie. Mein Vater hat mir von den vielen van Goghs hier vorgeschwärmt. Die Ausstellung ist beeindruckend, endet aber vor der klassischen Moderne. Die van Goghs hängen in der Nationalgalerie für moderne Kunst. Als ich angekommen bin, sehe ich eine Ausstellung zu britischer Kunst der 30er Jahre, die mich nicht so interessiert. Nach kurzer Recherche ist klar, die Nationalgalerie für moderne Kunst hat zwei Standorte. Für die van Goghs ist es nun zu spät. 

Direkt neben dem Zugang zur Nationalgalerie für moderne Kunst: Two sehe ich einen kleinen Weg, der mit Leith-Water-Walk ausgeschildert ist. Da ist mein kleines Refugium der Ruhe in der quirligen Stadt: Tief eingeschnitten sucht sich das Flüsschen seinen Weg. Das Ufer und der Weg sind zum Teil zugewachsen. Zwischendurch rauscht das Wasser Wehre herunter. Der Weg endet für mich in der Nähe meiner Unterkunft und einer kleinen Ansammlung von Gaststätten, wo ich zu Abend esse.

Ort der Ruhe am Leith-Water-Walk

Edingburgh ist eine tolle Stadt. Nur mein Plan, Ruhetag und Stadtbesichtigung in einem, an einem Festivalwochenende durchzuziehen war Quatsch. Deshalb fahre ich noch einmal nach Edingburgh und zwar außerhalb der Festivalzeit aber mit mehr Zeit für die Stadt.

Wind

Schon die Wettervorhersage kündigt Westwind mit Stärke 5 an. Heute geht es nach Edingburgh und das liegt westlich von Dunbar. 

Meine erste Idee ist es, früh aufzubrechen. Morgens weht es normalerweise noch nicht so kräftig. Frühstück gibts am Wochenende erst ab acht.

Also frühstücke in aller Ruhe, das erste mal mit Haggis: lecker. Der gebratene Pilz ist ebenfalls erstklassig. 

Gut gestärkt radele ich also los. Schnell bin auf dem Radweg einer breiten Straße nach Westen. Links und rechts stehen keine Bäume, Sträucher oder Hecken. Ich komme so mit 12 Km/h voran. Dieser Weg wird ein weiter sein.

Irgendwann endet der Abschnitt auf dieser Straße und es geht ins Hügelland. Vorteil: Variable Belastung. Nachteil: Manchmal geht es mit Gegenwind bergan. Ein Hoch auf Pinion-Schaltung, die unter Vollast souverän noch und noch einen Gang runter schaltet, bis es nicht weiter runter geht. Schieben muss ich heute nicht.

Nach einer Pause in Haddington verläuft die Route auf einer ehemaligen Bahnstrecke. Das erste Stück geht noch bergauf, aber tief eingeschnitten in die Landschaft. Der Wind weht über mich hinweg. Dann geht’s sanft bergab, erst immer noch eingeschnitten in die Landschaft, später auch auf einem Wall, aber immer geschützt von Bäumen und dichtem Gestrüpp. Einfach laufen lassen, herrlich. Die Bahnstrecke endet und weiter geht’s auf der Straße abwärts. Auf einmal sehe ich direkt vor mir das Meer und Leute, denen das Wetter heute Spaß macht.

Kitesurfer jagen über die Wellen

Am Horizont kann ich Edingburgh und die Brücke über den Firth of Forth ausmachen.

Der Rest ist Arbeit und Vergnügen und kein Vergnügen. Der Weg führt nach Westen, direkt an der Küste entlang. Da gibt es immer wieder tolle Blicke zu genießen. Ein kräftiger Regenschauer geht herunter und weit und breit ist kein Baum in Sicht. 

Meine Durchschnittsgeschwindigkeit in Bewegung heute: 11,8 Km/h, bei knappen 5 Stunden Nettofahrzeit. Das Glück ist mir hold, mit 58 Km war das eine der kürzesten Etappen seit langem.