Aufs Hörnle

Gestern ruft Ulrike an und fragt, ob ich Lust habe mit Judith und ihr aufs Hörnte zu steigen. Habe ich.

Heute morgen geht es los. Es ist kalt. Vorhergesagt sind Temperaturen um -10 Grad. Ich packe mich warm ein und bereite heißen Tee vor. Wir fahren nach Bad Kohlgrub. Obwohl es es eher trüb und zapfig kalt ist, ist am Hörnle eine Menge los.

Ulrike geht auf Skiern, Judith und ich wandern. Judith und ich nehmen den Sommerweg hoch. Obwohl stellenweise steil, kommen wir gut voran. Als wir am letzten Stück des Aufstiegs auf die Skipiste gelangen, treffen wir Ulrike wieder. Sie staunt, das wir schon so weit oben sind. Gemeinsam gehen wir in Richtung Hütte. Ulrike und ich besteigen den Gipfel des Vorderen Hörnles, während Judith sich für die Hütte entscheidet.

Am Gipfelkreuz

Wenig später stehen Ulrike und ich am Gipfelkreuz. Der erste Gipfel 2018. In einem rasanten Abstieg gehe ich zur Hütte. Ulrike ist natürlich schon da. In der Hütte ist es sehr voll. Während Judith zum Aufwärmen rein geht, nehmen Ulrike und ich unseren Mittagsimbiss draußen ein. Gut dass ich heißen Tee dabei habe.

Später laufen Judith und ich gemütlich den Berg wieder runter, während sich Ulrike zwei Abfahrten gönnt. Ein schöner kalter Tag im Winterwonderland.

Wüstentrekking in der Sahara – Teil 2

08.02.2018

Kurz nach Sieben wache ich auf. Neun Stunden habe ich fest geschlafen. Das Zelt und viele Dünen sind mit Raureif bedeckt. Es ist kalt und trüb.Es gibt wieder ein reichhaltiges Frühstück mit Eiern, Dattel-Kaiserschmarren und Obst.Frühstück

Auf geht’s. Es geht in den Dünen hoch hinaus und stellenweise ist es steil. Ein Kamel strauchelt und die Ladung gerät ins Rutschen. Während ich seine Kamele halte, kommt Mohamed seinem Kollegen Mesud zur Hilfe und befestigt die Ladung neu. Von den hohen Dünen bieten sich tolle Fernsichten.Hohe Dünen

Unterwegs weisen uns unsere Führer auf Gazellenspuren hin. Leider bekommen wir kein Tier zu sehen.

Zum Mittagessen gibt es Salat und eine heiße Suppe. Da es den ganzen Tag nicht wirklich warm wird, eine gute Wahl. Zum Nachtisch gibt es Obst.

Weiter geht es. Unterwegs beklagt Ulrike, das wir noch kein Skelett gefunden haben. Gegen Abend finden wir wenigstens einen ausgebleichten Knochen. Schließlich schlagen wir in einem Tal unser Nachtlager auf.

Jörg entdeckt etwas entfernt im Tal ein Auto. Wir nehmen es mit dem Feldstecher in Augenschein. Es scheint verlassen da zu stehen. Ahmed weiß Bescheid: „Voiture kaputt!“. Wenig später kommen drei Jeeps ins Tal. Sie fahren en zunächst zum kaputten Auto, düsen dann ein wenig herum, und bauen dann etwas entfernt von uns ein Lager auf.

Am Abend erleben wir einen grandiosen Sonnenuntergang.

Sonnenuntergang in der Wüste

09.02.2018

Heute geht es zum Baden. Mitten in der Wüste gibt es eine mineralstoffhaltige Quelle. In stetigem Auf und Ab geht es weiter. Bald kommt ein felsiger Bereich. Ich finde einen schönen Stein. Gegen Mittag steigen wir auf einen Hügel und dann sehen wir Grün.

Am Rand der Grünbereiches schlagen wir unsern Mittagsrastplatz auf. An der Quelle selbst stehen drei Jeeps und ein paar Zelte. Unser Rastplatz ist von relativ vermüllten Bereichen umgeben. Überall liegen weiße Tücher rum, über die ich mich weigere zu reflektieren und auch leere Wasserflaschen. So eine heiße Quelle zieht Besucher an. Eine Toilette und ein paar Mülleimer wären da sinnvoll.Jörg und ich gehen zur Quelle vor. Um die Quelle hat sich ein Pool gebildet. Drei Männer baden darin. Sie informieren und, das sie die Vorhut ein größeren Gruppe seinen, die bald komme.Wir beeilen uns mit dem Bad. Als erstes sind Judith und Ulrike im Wasser. Jörg und ich folgen in züchtigem Abstand. Das Wasser ist warm und enthält dem Geruch nach Spuren von Schwefelwasserstoff. Während wir uns im Bade ahlen,bereiten, Ahmed, Mohamed und Mesud das Mittagessen zu: Teigtaschen, Makaroni mit Gemüsesoße und Obst. Nach dem Essen machen wir einen Rundgang um den See. Judith und Jörg waren schon mal hier und stellen fest, das der See an Fläche verloren hat.See in der Wüste

Weiter geht’s. Das Bad in dem warmen Wasser hat müde gemacht. Meine wunden Fersen schmerzen. Ich steige aufs Kamel. Mesud bereitet den Sitzplatz vor und ich steige auf. Einziger Halt ist ein Eisenbügel vor mir. Steigbügel gibt es nicht. Das Kamel steht auf, ich halte mich gut fest, das Kamel, steht und ich sitze oben. Die erste Hürde ist genommen. Es geht über einen Talboden und ich versuche aufrecht zu sitzen und den Griff locker zu lassen. Dann geht es die ersten Dünen rauf. Das geht gut. Die Aussicht vom Kamel ist toll. Man sieht weit und muss sich nicht aufs trittsichere Gehen konzentrieren. Auf den Weg muss man auch auf dem Rücken eines Kamels achten. Wenn es steil bergab geht muss man sich schon gut festhalten. Wenn es steil bergab geht, ist es aufregend. Vor einem tut sich ein Abgrund auf. Das Kamel beschleunigt leicht und leicht schliddernd geht es runter. In diesen Situationen bin ich nur damit beschäftigt auf dem Kamel zu bleiben. Es gelingt.Den ganzen Tag war es recht stark bewölkt. Als wir unsere Lager aufbauen, sehe ich eine regelrechte Unwetterfront. In den Nachbartälern geht Regen nieder. Wir bleiben trocken. Dann entsteht am Horizont ein Regenbogen.

Regenbogen in der Wüste

Auch die Unwetterfront ist beindruckend:

Am Abend gibt der untere Teil des Reisverschlusses des Außenzeltes den Geist auf. Er schließt nicht mehr. Alle Reparaturversuche, alles schmieren mit Seife nützt nix. Ich suche eine Reisverschlussposition, die alles einigermaßen zusammen hält.

10.02.2018

Die Nach war arschkalt, dennoch habe ich gut geschlafen. Eis liegt auf meinem Zelt. Ich will es fotografieren und will mein iPhone aus dem Schlafsack holen. Da liegt es nicht. Ich muss es im Schlaf aus dem Schlafsack gewühlt haben. Nun liegt es daneben und ist entladen. Gut, das ich mich für eine üppige Stromversorgung entschieden habe. Bislang konnte ich alles mit dem Powerpack des Solarpanels laden, nun wird das Zweitpowerpack angezapft. Die Solaranlage baue ich auch schon mal auf. Sobald die Sonne über den Dünenkamm steigt, beginnt eine fröhliche Stromproduktion.Es gibt wie immer ein gutes Frühstück und schon bald ist klar, dies wird ein strahlend schöner Tag. Fröhlich schreiten wir voran. Es ist warm und ich habe mich an das Gehen auf Sand gewöhnt.

Wüstentrekking in der Sahara – Teil 1

05.02.2018

Gegen 08:30 Uhr werden wir, das sind Judith, Ulrike, Jörg und ich, in unserem Hotel in Zarzis, Tunesien abgeholt. Vor dem Hotel steht ein weißer Toyota Land Cruiser. Der Fahrer, ein freundlicher, kräftiger Mann begrüßt uns herzlich. Sofort beginnt er, unsere Sachen in den Wagen zu packen. Wir fahren durch Zarzis, einer quirligen kleinen Stadt und dann durch riesige Olivenhaine. Weiter geht es durch Medenine. Dann wird die Landschaft hügelig. Wir machen einen einen ersten Stopp auf einer Anhöhe. Es liegt ein würziger Zitrusduft in der Luft. Wir finden das Kraut, das den Duft verursacht, kleine Büschlein, die wie Thymian aussehen. In recht flotter Fahrt geht es weiter. In Matmata machen wir einen weiteren Stopp. Dort ist Markt und unser Fahrer kauft sich etwas zu trinken. Ich staune über den würzigen Geruch, der über der Stadt liegt. Die vielen Kräuter und Gewürze, die hier feilgeboten werden, vermengen sich zu einer Currynote.Am Markt von Matmata

Weiter geht es nach Douz. Die Landschaft wird immer karger. Unterwegs weißt uns unser Fahrer auf Beduinenlager hin. Schließlich sind wir in Douz. Es ist malerisch und quirlig. Wir besuchen die Agentur, die unsere Reise organisiert, bezahlen und trinken einen Tee. Jetzt brechen wir endgültig auf. Am Stadtrand von Douz steigt noch ein Beduine zu. Bald verlassen wir die Straße. In rasanter Fährt geht es auf Wüstenpisten weiter. Unser Fahrer fährt sicher und erstaunlich schnell: Bis Tempo 100 schaft er auf der Piste. Unterwegs ist die Wüste mit einem lila Flaum überzogen. In den Tagen zuvor hat es geregnet und nun sprießt und blüht es.

In der Nähe eines Eingangs zum Jibli-Nationalpark sollen wir auf unsere Karawane treffen. Erst sehen wir sie nicht, aber schließlich entdecken wir sie.Wir stellen uns vor. Unsere Führer sind Ahmed, Mesud und Mohamed. Ahmed ist der Chef. Sie führen acht Kamele mit sich. Unser Gepäck an die Kamele angebracht und dann geht es los. Wir starten in die Sandwüste.Die Karawane zieht los

Schnell merke ich, das der Begriff „Sand“ falsch ist. Hier liegt ein puderiger Staub. Mal sinkt man beim gehen ein, mal ist der Staub so verdichtet, das man auf ihm gehen kann.Nach einer guten Stunde und knapp 5 Km erreichen wir unseren ersten Lagerplatz. Unsere Zelte stehen schnell. Die Sonne geht unter und bald wird es bitterkalt. Während wir unsere Zelte aufgebaut und uns sortiert haben, haben unsere Führer Feuer gemacht und begonnen Essen zu kochen. Wir versammeln uns am Feuer und alsbald gibt es Essen. Ich staune nicht schlecht, was die drei gemacht haben: Gemüsesuppe vorweg, dann Couscous mit Fleisch und Gemüse sowie Datteln zum Nachtisch. Lecker. Hier in der Ruhe der Wüste am Lagerfeuer mit gutem Essen und einem grandiosen Sternenhimmel habe ich das Gefühl, alles richtig gemacht zu haben. Doch dann kommt es noch besser. Ahmed holt eine Trommel und eine Flöte hervor und beginnt zu musizieren. Er fordert uns auf, auch zu singen und zu trommeln. Wir haben viel Spaß und lachen, doch unsere Kunst kann mit Ahmeds nicht mithalten. Zufrieden krieche ich gegen 10 Uhr in Zelt und Schlafsack. Es ist kalt und ich kuschele mich ein und schlafe bald tief und fest

06.02.2018

Kurz vor Sonnenaufgang wache ich auf. Es ist schön hell. Ich mache das Zelt auf und sehe die Wüste ruhig und friedlich da liegen. Es ist immer noch kalt. Zum Frühstück gibt es frisch gebackenes Brot, hart gekochte Eier, Käse, Marmelade, Kaffee und Orangen.Der Wind frischt auf. Wir packen unsere Sachen zusammen. Im Falle der Zelte ist das gar nicht so einfach. So ein Zelt lässt sich mit wenigen Handgriffen zusammenfalten. In der Praxis kann es nur Jörg. Er zeigt mir die nötigen Handgriffe. Irgendwann haben unsere Führer es dann eilig. Wir brechen auf. Nach einer Stunde drückt der Wüstenschuh. Sand ist eingedrungen. Die Ferse scheuert unangenehm. Ich leere den Schuh, zupfe den Socken zu recht und hoffe, das es keine Blase gibt. Der Wind wird stärker. Der Wüstenstaub ist nun überall, in der Kleidung, in den Augen, der Nase und den Ohren. Wir laufen hinter den Kamelen her. Wenn wir es ein wenig abreißen lassen, verwischen die Spuren erstaunlich schnell.Die Wüste besteht hier aus Tälern, die von Dünenkämmen umgeben sind. Der Aufstieg auf die höheren Dünen ist immer dann beschwerlich, wenn der Staub lose ist. Im Abstieg wiederum ist loser Staub sehr angenehm. Ich versuche, anhand der Oberfläche zu erkennen, ob der Untergrund lose oder fest ist. Mittags ist viel Sand in der Luft. Dennoch baue ich meine Solaranlage auf. Sie funktioniert gut. Zum Mittagessen gibt es Salat mit gefüllten Teigtaschen. Die Teigtaschen sind eine Art Filoteig, gefüllt mit Kartoffeln, Eiern und Petersilie und sehr schmackhaft.Mittags ist viel Sand unterwegs

Nach dem Essen wird zusammen gepackt und es geht weiter. Wir werden gefragt, ob wir auf den Kamelen reiten möchten. Judith möchte.

Die Karawane zieht weiter und es bleibt bis zum Abend windig. Als wir schließlich unser Nachtlager aufbauen, lässt der Wind nach. Abends gibt es wieder ein reichhaltiges Essen, Reis mit Gemüse, und anschließend Gesang am Lagerfeuer. Schließlich fordert Ahmed uns zum Tanz auf. Mit nackten Füßen tanzen wir auf dem kalten Sand. Mit kalten Füßen und warnen Herzen kehren wir ans Lagerfeuer zurück.

Bald zieht sich jeder in sein Zelt zurück. Es ist kalt. Ich kuschelige mich in meinen Schlafsack und schlafe bald ein.

07.02.2018

Es ist ein friedlicher Morgen. Auf den Dünen liegt Rauhreif. Es ist auch kälter, als die Tage zuvor.

Zum Frühstück gibt es etwas Neues, zerzupftes Fladenbrot mit zerquetschten Datteln und Olivenöl. Es ist sehr lecker. Wir nennen es Dattel-Kaiserschmarren.

Wir brechen früh auf und es geht weiter Düne auf und Düne ab. Ich habe Blasen an den Fersen, die schmerzen. Immer wieder dringt der feine Wüstenstaub in die Wüstenschuhe ein und beengt den Bewegungsraum. Bei jeder Pause werden Schuhe entsandet.

Jörg möchte auf dem Kamel reiten. Leider kommt er nicht weit. Nach wenigen Minuten fällt er samt Sattel vom Kamel. Der Sattel war nicht richtig befestigt. Jörg interpretiert das Missgeschick als Signal, es heute mit dem Reiten zu lassen.

Noch vormittags kommen wir in eine weite steinige Ebene. Sie ist gut begehbar. Judith findet einen weißen Kristall und kurz darauf finde ich auch einen. Wir gehen zügig voran.

Irgendwann schneidet Ahmed ein paar Halme ab und gibt sie uns zu essen. Es ist Wüstenschnittlauch. Er sammelt dann Schnittlauch fürs Mittagessen.

Gegen Mittag merke ich, das uns jemand schnellen Schrittes folgt. Ich mache Ahmed darauf aufmerksam. Er hält an und bald ist der Mann bei uns. Es ist ein Nomade. Er begrüßt uns mit einem scheuen „as salam aleikum“ und redet kurz mit Ahmed. Der gibt ihm eine Packung Streichhölzer. Der Nomade verabschiedet sich und verlässt uns so schnell, wie er gekommen ist.

Ein einsamer Wanderer in der Wüste

Bald verlassen wir den steinigen Bereich und kehren in die Sandwüste zurück. Hier gibt es einen wunderbaren Rastplatz. Während ich Feuerholz suche, erreichen mehrere Jeeps unseren Rastplatz. Neugierig geselle ich mich dazu. Ich frage aus welchem Land sie kommen – Tunesien. Sie fragen mich, aus welchem Land ich komme – Deutschland. Wir lachen und plaudern ein wenig über Wüstentouren. Dann müssen sie weiter. Jeep-Touren haben es ein wenig eiliger, als Kamel-Touren

Es ist warm und sonnig und ich lege mich in die Sonne. Unterdessen bereiten unsere Führer das Mittagessen zu: Gemüsesuppe mit Fladenbrot, anschließend gibt es Orangen.

Nach dem Essen geht es weiter. Insgesamt legen wir 21 Km zurück. Als wir das Abendlager aufbauen, bin ich total kaputt.

Am Abend ist es wieder kalt, Zum Abendessen gibt es Nudeln mit Gemüse und Fleisch und anschließend Datteln. Es ist sehr lecker. Dann gibt es wieder Gesang und einen wilden Tanz. Bald schon verabschiede ich mich und liege um viertel vor zehn erschöpft im Schlafsack.

Dans le port de Rotterdam

Der Morgen beginnt ungemütlich. Um halb sieben Ortszeit, das ist halb sechs britischer Zeit ertönt eine Durchsage, das die Frühstücksrestaurants bald öffnen. Das ist viel zu früh.

Das frühe Frühstück gibt Gelegenheit, die Fahrt in den Hafen von Rotterdam vom höchsten Deck mit Blick nach vorne mitzuerleben. Der Hafen liegt im Frühnebel und die Sonne beginnt, durch den Nebel zu dringen. Schemenhaft sind Hafenanlagen am Ufer zu erkennen. 20 Minuten später ist das Fahrwasser enger und die Sicht besser. Es ist interessant zu sehen, wie die große Fähre zentimetergenau an die Zugangsbrücken bugsiert wird.

Morgens am Hafen

Nach dem Ausstieg beginnen 33 Kilometer Radtour durch den Hafen von Rotterdam. Die Sonne verdrängt den Dunst immer stärker, es wird rasch wärmer. Von Hafenromantik ist hier nichts zu spüren. Es herrscht geschäftiges Treiben. Alles ist sehr groß und sehr weitläufig. Ich fahre lange an petrochemischen Anlagen und großen Öltanks vorbei. Beeindruckend ist der Radweg. Auf der ganzen Fahrt ist der Radweg zweispurig und in sehr gutem Zustand. Es macht Spaß hier zu fahren.

Irgendwann werden die Gebäude häufiger und von einer Brücke kann ich den ersten Blick auf die Skyline von Rotterdam werfen. Die ist von Hochhäusern geprägt und macht einen sehr modernen Eindruck. Den nachhaltigsten Eindruck hinterlässt bei mir eine Anlage aus den 30er Jahren, der Maastunnel. Es ist ein Fußgänger- und Fahrradtunnel . Mit einer alten Rolltreppe geht es tief hinab. Unten darf man sogar fahren. Da ich schon die Themse in einem (älteren) Tunnel unterquert habe, schließt sich für mich hier ein Kreis.


In Rotterdam sind Tradition und Moderne miteinander verbunden. Während die Skyline von modernen Hochhäusern geprägt ist, gibt es in der Stadt ganze Straßenzüge mit schönen alten Häusern, es gibt Alleen und Kanäle.

Denn Hafen von Rotterdam mit dem Fahrrad zu befahren ist das eine. Mit dem Schiff ist es noch eine ganz andere Sache. Das Wetter ist sehr gut und ich erwische noch den letzten Dampfer einer Hafenrundfahrt. Ich ergattere einen sehr schönen Platz auf dem höchsten Deck mit Blick nach vorne. Der Blick wird nach einer Weile von einer Miss 40+ irgendwas verdeckt, die dort oben ein ziemlich sonderbares Fotoshooting veranstaltet. Mit oder ohne Miss …, die Hafenrundfahrt ist informativ und schön.

Hull – Kunst überall

Hull wirbt damit, eine Stadt der Kunst zu sein. In der Innenstadt gibt es viele Kunstwerke und Museen. Eines gefällt mir besonders gut, ein Brunnen auf einem der zentralen Plätze, der in unterschiedlicher Weise kleine Fontänen aus dem Boden schießen lässt. Der Brunnen kann betreten, durchquert oder einfach für eine Erfrischung genutzt werden. Abends werden die Fontänen in unterschiedlichen Farben beleuchtet. Der Brunnen ist im Zentrum der Stadt und angenommen.

Bunt beleuchtetes Wasser

Ein weiteres Kunstwerk, das mir gut gefallen hat, ist eine Art Sonnenkalender. Eine aus Waben aufgebaute Stele hat Löcher, die die Sonne durchlassen. An bestimmten Tagen zu bestimmten Zeiten werden so Erinnerungspunkte beleuchtet, die an Ereignisse, die mit Hull zu tun haben, aber auch an Ereignisse aus der Astronomie erinnern. Da Hull eine alte Seefahrer-Stadt ist, ist die Entwicklung der Astronomie natürlich von besonderem Interesse, und mit diesem Kunstwerk ein Stück weit erlebbar gemacht worden.


Als ich das Werk betrachte, erinnere ich mich an den Planetenlehrweg, auf dem Weg nach Hull. Der ist schön gestaltet. Natürlich ist Pluto noch mit dabei. Eine ganze Weile später, ich denke, der Weg ist längst vorbei, ist da ein sonderbares Objekt. Es ist die Voyager I. So wird deutlich, wie weit draußen die Sonde bereits ist.

Ein weiteres Highlight ist die Ausstellung zum diesjährigen Turnerpreis. Vier Künstler bestücken Ausstellungsräume mit Gemälden, Objekten und Filmen. Ich bin am Eröffnungstag früh da und schlendere noch ganz entspannt durch die ersten Säle, als ich gegen Mittag aus dem letzten Film komme, ist die Ausstellung voll. Solche Ausstellungen sind kostenlos und werden angenommen. Neben den Besuchern, denen man ihre Kulturbeflissenheit schon von weitem ansieht, sieht man auch viele andere Menschen. Solche Ausstellungen sind in Großbritannien kostenlos.

 

Plattes Land

Die letzte lange Etappe in England führt mich von York nach Kingston upon Hull. Auf den ersten 50 Kilometern komme ich auf keine 100 Höhenmeter. Die Etappe führt mich den Ouse entlang und dann nach Hull. Es ist ein ruhiges plattes Land.


Natürlich gibt es auch ein kulturelles Highlight. Mein erster Besuch in einem englischen Gartencenter. Der Hunger treibt mich rein. Neben allem was der Gartenfreud so braucht, wird auch das Café beworben. Das Brot mit Cheddar wird ebenfalls angepriesen, es schmeckt mir weder gut noch schlecht. Und doch breitet sich festliche Stimmung aus. Ich sitze vis-a-vis zur Weihnachsdekoration.

Ho, ho!

So gestärkt, stellt der einzige ernsthafte Hügel auf der Route kein Hindernis dar.

York – Party und Geschichte

Der Weg nach York führt mich noch einmal eine Steile Steigung hinauf. Danach wird es immer flacher und der Fluss Ouse wird bei Ripon erreicht. In Boroughbridge (am Ouse) mache ich Rast. Earl Grey Tea und Toast mit Cheddar und roten Zwiebeln sind köstlich.

Hier kann man lecker Essen und Trinken

Am Hotel in York angekommen erschrecke ich. Die Lobby ist voller Leute. Wollen die alle einchecken? Es haben sich zwei Gruppen versammelt, ältere Menschen mit irgendwelchen Ausweisen um den Hals, die eine gemeinsame Aktivität starten, und junge Frauen in Pink und Schwarz, die ebenfalls eine gemeinsame Aktivität starten. Als ich später, es ist so 17:30 Uhr, einen ersten Gang in die Stadt mache, ist die Stadt am feiern. Es gibt viele Gruppen mit einheitlichen Outfits, vor allem bei den Frauen. Die haben bei den Rocklängen kräftig gespart, und balancieren nicht immer elegant auf hochhackigen Schuhen. Die Frauen feiern ausgelassen, zum Teil sieht das nach Junggesellinnenabschied aus

Gasse in York

Ich lasse mich durch die Stadt treiben und staune. Die Gebäude sind alt, es gibt verwinkelte Gassen und alles ist voller Menschen, die sich amüsieren wollen. Schon bald erlebe ich die Kehrseite der Medaille: Meine Wunschlokale sind alle ausgebucht. In der Stadt findet ein Festival mit regionalem Essen statt, doch die Stände schließen gerade. Nach einigen Nachfragen finde ich ein Plätzchen zum Dinner und es ist britisch passabel, mit gutem Fleisch und Gemüse, über das ich kein Wort verlieren würde, wäre da nicht der Rotkohl. Beinahe geschmacksneutralen Rotkohl, ohne Gewürz kurz gedünstet hatte ich vorher noch nicht.

Am nächsten Morgen sind die Feierbiester verschwunden. Ich mache einen Spaziergang auf der historischen Stadtmauer, besteige einen historischen Turm und mache eine Bootstour auf dem Ouse. Die Bootstour ist vor allem schön, weil die Sonne scheint und man auf dem Oberdeck sitzen und einfach nur schauen kann. Während der Fahrt werden York, seine Geschichte und einzelnen Bauwerke erklärt. Schließlich besichtige ich das Minister von York, eine bedeutende gotische Kathedrale. Der Eintrittspreis von 10 Pfund kommt mir ein wenig zu hoch vor, aber für die Erhaltung solcher Bauwerke wird viel Geld benötigt. Die Atmosphäre in der Kirche ist sonderbar. Es sind viele Besucher da. Fotografieren ist nicht verboten und dementsprechend eifrig wird geknipst. Die Orgel spielt dröhnend laut und versucht anscheinend, den Klang von Besucherstimmen zu übertönen.  Das dies eigentlich ein spiritueller Ort ist, muss man sich regelrecht in Erinnerung rufen.

Blick in den Garten und aufs Minister von der Stadtmauer

Auf dem Festival für regionales Essen esse ich einen Wrap gefüllt mit Ente, Gurke, Frühlingszwiebel und Zimtsauce. Der ist ein Genuss, toll wie das zusammen passt. Leider landet ein Teil der Zimtsauce auf meinem Hemd, York wird mir trotzdem gut in Erinnerung bleiben.

Yorkshire Dales

Heute geht es in die Yorkshire Dales, das Ziel ist Pateley Bridge. In den Dales gibt es einige höhere Erhebungen mit landestypischen Steigungswerten. Da ist planerisch einiges zu beachten. Meine erste Idee für die Route sieht 100 Höhenmeter mit 15 % vor. Mit dem beladenen Trekkingrad ist das kein Genuss. 

Die Planung steht und doch bin ich ein wenig angespannt. Wie ist die Strecke wirklich? Bin ich so gut in Form, wie ich denke?

Am ersten Anstieg

Das Wetter spielt jedenfalls mit. Die Sonne scheint. Zunächst geht es in durch eine Wiesenlandschaft, weiter oben dominiert das Moor. Ein paar Kilometer genieße ich die Landschaft, dann kommt eine heftige Abfahrt. Es ist steil und kurvig und ich bin froh, das mein Kleinlaster gute Bremsen hat. Ein paar Mal muss ich wirklich zupacken und potenzielle Vortriebsenergie in Wärme und Staub umwandeln. 

Unten angekommen geht es saftig grüne Wiesen entlang, meist gesäumt von Steinmauern. Es ist idyllisch. Leider verschwindet die Sonne immer mehr hinter Wolken. Schließlich geht es in den zweiten großen Anstieg des Tages. Hier bekomme ich einen kleinen Regenschauer ab. Noch einmal genieße ich die Moorlandschaft. 

Weites Land zum …

Dann geht es auf einer recht stark befahrenen Straße steil bergab. Wieder müssen die Bremsen richtig was leisten. Als unten ankomme, habe ich kein Auto hinter mir.

Pateley Bridge ist eine hübsche Stadt. An fast jedem Haus hängt ein Fahrrad. Meine Gastgeberin erklärt mir, die Stadt sei mal Etappenort der Tour de France gewesen und die Tour de Yorkshire komme jedes Jahr hier durch. Meine Königsetappe ist auch in Pateley Bridge zuende gegangen. 

Überall hängen Fahrräder an der Wand

Von Tewitfield nach Settle

Der erste Blick aus dem Fenster betätigt die Vorhersage, es regnet. Die Etappe ist nicht sonderlich lang, also widme ich mich dem hervorragenden Frühstück. Hervorzuheben ist die Verwendung von  Salz bei den gebratenen Pilzen.  Dann geht es los, wegen des Regens und des Windes starte ich mit Regenhose. Da es erfreulich warm ist, wird es darunter schnell zu warm, und da der Regen nachlässt, wird die Regenhose wieder eingepackt. Die Fahrt geht über kleine Straßen durch eine schöne englische Hügellandschaft. Die Steigungen sind überwiegend moderat und der Wind bläst meistens von hinten.

Typischer Weg

Die geplante Pause ist recht früh, aber es gibt nur zwei Einkehrmöglichkeiten direkt an der Route. Der Regen hört irgendwann ganz auf und zu guter letzt kommt auch noch die Sonne raus. So komme ich gut gelaunt in Settle an und finde zu meiner Freude eine Tankstelle mit Jet-Wash vor. Leider muss ich eines von drei vorkonfigurierten Programmen nehmen und so erhält mein Rad zum ersten mal eine Schaumwäsche!

Settle ist voller Autos

Das Highlight des Tages aber ist der Hauptgang des Abendessens: In Bacon gewickelter Seeteufel mit Hummersause auf Wirsingkohl und Stampfkartoffeln.