05.02.2018
Gegen 08:30 Uhr werden wir, das sind Judith, Ulrike, Jörg und ich, in unserem Hotel in Zarzis, Tunesien abgeholt. Vor dem Hotel steht ein weißer Toyota Land Cruiser. Der Fahrer, ein freundlicher, kräftiger Mann begrüßt uns herzlich. Sofort beginnt er, unsere Sachen in den Wagen zu packen. Wir fahren durch Zarzis, einer quirligen kleinen Stadt und dann durch riesige Olivenhaine. Weiter geht es durch Medenine. Dann wird die Landschaft hügelig. Wir machen einen einen ersten Stopp auf einer Anhöhe. Es liegt ein würziger Zitrusduft in der Luft. Wir finden das Kraut, das den Duft verursacht, kleine Büschlein, die wie Thymian aussehen. In recht flotter Fahrt geht es weiter. In Matmata machen wir einen weiteren Stopp. Dort ist Markt und unser Fahrer kauft sich etwas zu trinken. Ich staune über den würzigen Geruch, der über der Stadt liegt. Die vielen Kräuter und Gewürze, die hier feilgeboten werden, vermengen sich zu einer Currynote.
Weiter geht es nach Douz. Die Landschaft wird immer karger. Unterwegs weißt uns unser Fahrer auf Beduinenlager hin. Schließlich sind wir in Douz. Es ist malerisch und quirlig. Wir besuchen die Agentur, die unsere Reise organisiert, bezahlen und trinken einen Tee. Jetzt brechen wir endgültig auf. Am Stadtrand von Douz steigt noch ein Beduine zu. Bald verlassen wir die Straße. In rasanter Fährt geht es auf Wüstenpisten weiter. Unser Fahrer fährt sicher und erstaunlich schnell: Bis Tempo 100 schaft er auf der Piste. Unterwegs ist die Wüste mit einem lila Flaum überzogen. In den Tagen zuvor hat es geregnet und nun sprießt und blüht es.
In der Nähe eines Eingangs zum Jibli-Nationalpark sollen wir auf unsere Karawane treffen. Erst sehen wir sie nicht, aber schließlich entdecken wir sie.Wir stellen uns vor. Unsere Führer sind Ahmed, Mesud und Mohamed. Ahmed ist der Chef. Sie führen acht Kamele mit sich. Unser Gepäck an die Kamele angebracht und dann geht es los. Wir starten in die Sandwüste.
Schnell merke ich, das der Begriff „Sand“ falsch ist. Hier liegt ein puderiger Staub. Mal sinkt man beim gehen ein, mal ist der Staub so verdichtet, das man auf ihm gehen kann.Nach einer guten Stunde und knapp 5 Km erreichen wir unseren ersten Lagerplatz. Unsere Zelte stehen schnell. Die Sonne geht unter und bald wird es bitterkalt. Während wir unsere Zelte aufgebaut und uns sortiert haben, haben unsere Führer Feuer gemacht und begonnen Essen zu kochen. Wir versammeln uns am Feuer und alsbald gibt es Essen. Ich staune nicht schlecht, was die drei gemacht haben: Gemüsesuppe vorweg, dann Couscous mit Fleisch und Gemüse sowie Datteln zum Nachtisch. Lecker. Hier in der Ruhe der Wüste am Lagerfeuer mit gutem Essen und einem grandiosen Sternenhimmel habe ich das Gefühl, alles richtig gemacht zu haben. Doch dann kommt es noch besser. Ahmed holt eine Trommel und eine Flöte hervor und beginnt zu musizieren. Er fordert uns auf, auch zu singen und zu trommeln. Wir haben viel Spaß und lachen, doch unsere Kunst kann mit Ahmeds nicht mithalten. Zufrieden krieche ich gegen 10 Uhr in Zelt und Schlafsack. Es ist kalt und ich kuschele mich ein und schlafe bald tief und fest
06.02.2018
Kurz vor Sonnenaufgang wache ich auf. Es ist schön hell. Ich mache das Zelt auf und sehe die Wüste ruhig und friedlich da liegen. Es ist immer noch kalt. Zum Frühstück gibt es frisch gebackenes Brot, hart gekochte Eier, Käse, Marmelade, Kaffee und Orangen.Der Wind frischt auf. Wir packen unsere Sachen zusammen. Im Falle der Zelte ist das gar nicht so einfach. So ein Zelt lässt sich mit wenigen Handgriffen zusammenfalten. In der Praxis kann es nur Jörg. Er zeigt mir die nötigen Handgriffe. Irgendwann haben unsere Führer es dann eilig. Wir brechen auf. Nach einer Stunde drückt der Wüstenschuh. Sand ist eingedrungen. Die Ferse scheuert unangenehm. Ich leere den Schuh, zupfe den Socken zu recht und hoffe, das es keine Blase gibt. Der Wind wird stärker. Der Wüstenstaub ist nun überall, in der Kleidung, in den Augen, der Nase und den Ohren. Wir laufen hinter den Kamelen her. Wenn wir es ein wenig abreißen lassen, verwischen die Spuren erstaunlich schnell.Die Wüste besteht hier aus Tälern, die von Dünenkämmen umgeben sind. Der Aufstieg auf die höheren Dünen ist immer dann beschwerlich, wenn der Staub lose ist. Im Abstieg wiederum ist loser Staub sehr angenehm. Ich versuche, anhand der Oberfläche zu erkennen, ob der Untergrund lose oder fest ist. Mittags ist viel Sand in der Luft. Dennoch baue ich meine Solaranlage auf. Sie funktioniert gut. Zum Mittagessen gibt es Salat mit gefüllten Teigtaschen. Die Teigtaschen sind eine Art Filoteig, gefüllt mit Kartoffeln, Eiern und Petersilie und sehr schmackhaft.
Nach dem Essen wird zusammen gepackt und es geht weiter. Wir werden gefragt, ob wir auf den Kamelen reiten möchten. Judith möchte.
Die Karawane zieht weiter und es bleibt bis zum Abend windig. Als wir schließlich unser Nachtlager aufbauen, lässt der Wind nach. Abends gibt es wieder ein reichhaltiges Essen, Reis mit Gemüse, und anschließend Gesang am Lagerfeuer. Schließlich fordert Ahmed uns zum Tanz auf. Mit nackten Füßen tanzen wir auf dem kalten Sand. Mit kalten Füßen und warnen Herzen kehren wir ans Lagerfeuer zurück.
Bald zieht sich jeder in sein Zelt zurück. Es ist kalt. Ich kuschelige mich in meinen Schlafsack und schlafe bald ein.
07.02.2018
Es ist ein friedlicher Morgen. Auf den Dünen liegt Rauhreif. Es ist auch kälter, als die Tage zuvor.
Zum Frühstück gibt es etwas Neues, zerzupftes Fladenbrot mit zerquetschten Datteln und Olivenöl. Es ist sehr lecker. Wir nennen es Dattel-Kaiserschmarren.
Wir brechen früh auf und es geht weiter Düne auf und Düne ab. Ich habe Blasen an den Fersen, die schmerzen. Immer wieder dringt der feine Wüstenstaub in die Wüstenschuhe ein und beengt den Bewegungsraum. Bei jeder Pause werden Schuhe entsandet.
Jörg möchte auf dem Kamel reiten. Leider kommt er nicht weit. Nach wenigen Minuten fällt er samt Sattel vom Kamel. Der Sattel war nicht richtig befestigt. Jörg interpretiert das Missgeschick als Signal, es heute mit dem Reiten zu lassen.
Noch vormittags kommen wir in eine weite steinige Ebene. Sie ist gut begehbar. Judith findet einen weißen Kristall und kurz darauf finde ich auch einen. Wir gehen zügig voran.
Irgendwann schneidet Ahmed ein paar Halme ab und gibt sie uns zu essen. Es ist Wüstenschnittlauch. Er sammelt dann Schnittlauch fürs Mittagessen.
Gegen Mittag merke ich, das uns jemand schnellen Schrittes folgt. Ich mache Ahmed darauf aufmerksam. Er hält an und bald ist der Mann bei uns. Es ist ein Nomade. Er begrüßt uns mit einem scheuen „as salam aleikum“ und redet kurz mit Ahmed. Der gibt ihm eine Packung Streichhölzer. Der Nomade verabschiedet sich und verlässt uns so schnell, wie er gekommen ist.
Bald verlassen wir den steinigen Bereich und kehren in die Sandwüste zurück. Hier gibt es einen wunderbaren Rastplatz. Während ich Feuerholz suche, erreichen mehrere Jeeps unseren Rastplatz. Neugierig geselle ich mich dazu. Ich frage aus welchem Land sie kommen – Tunesien. Sie fragen mich, aus welchem Land ich komme – Deutschland. Wir lachen und plaudern ein wenig über Wüstentouren. Dann müssen sie weiter. Jeep-Touren haben es ein wenig eiliger, als Kamel-Touren
Es ist warm und sonnig und ich lege mich in die Sonne. Unterdessen bereiten unsere Führer das Mittagessen zu: Gemüsesuppe mit Fladenbrot, anschließend gibt es Orangen.
Nach dem Essen geht es weiter. Insgesamt legen wir 21 Km zurück. Als wir das Abendlager aufbauen, bin ich total kaputt.
Am Abend ist es wieder kalt, Zum Abendessen gibt es Nudeln mit Gemüse und Fleisch und anschließend Datteln. Es ist sehr lecker. Dann gibt es wieder Gesang und einen wilden Tanz. Bald schon verabschiede ich mich und liege um viertel vor zehn erschöpft im Schlafsack.