Achterbahnfahrt von Oban nach Lochgilphead 

In Oban muss ich wieder rauf, wo ich mich am Nachmittag zuvor mit beschlagener Brille runter gestürzt habe. Es ist noch immer so steil, wie am Vortag. 

Nach einigen Mühen erreiche ich eine Hochebene mit Moor und Schaafweiden. Wobei Ebene ist nicht das richtige Wort. Die Strecke ist voller kleiner und größerer Buckel. Es geht entweder steil rauf, oder steil runter und es geht nur selten geradeaus. Es gibt nur wenig Autoverkehr und so macht es Spaß hier rumzukurven, wenn es auch anstrengend ist. Das Wetter spielt auch mit, das heißt es ist 13 Grad, es regnet nicht und der Wind kommt schräg von hinten. 

Buckellandschaft

Irgendwann geht es steil zum einem Loch herunter und wenig später ebenso steil wieder rauf. Und immer wieder gibt es Buckellandschaften. Selbstähnlichkeit: Große Buckel, mittlere und kleine Buckel und auf der kleinsten Ebene manchmal leider auch der Straßenbelag.

Blick auf Loch Awe

Die letzten Buckel sind eher groß. Es geht runter zu See und dann wieder steil rauf, bis auf 160 Meter. Hier bietet Schottland eine traumhafte Kulisse mit relativer Einsamkeit und wenig Autoverkehr. Nach 57 Kilometern und 1200 Höhenmetern ist der Spaß vorbei. Die letzten 27 Km sind relativ flach und das ist gut so.

Uralter Steinkreis am Wegesrand

Fáilte in Oban

Fáilte heißt im gälischen „Willkommen“. Fáilte heißt in Oban auch mein Bed & Breakfast. Triefend nass stehe ich vor der Tür. Mein Gastgeber sagt „Wir können auch deutsch sprechen“ und stellt sich als Thomas vor. Sorfort beginnt er meine Ankunft zu managen. Er bringt das Fahrrad in Sicherheit und zusätzliche Handtücher  auf mein Zimmer auf die er die ebenfalls triefend nassen Radtaschen stellt. Dann dreht er die Heizung hoch und bietet mir nach dem Duschen einen Tee an. 

Ich fühle mich gut aufgehoben. Der Tee kommt mit einem leckeren Stück selbstgemachten Bananenkuchen. Thomas gibt mir Tipps fürs Abendessen und für einen Stadtrundgang.

Drei Tipps für das Abendessen habe ich bekommen, einen probiere ich aus. Der Tipp ist gut. Interessante Biere, sehr gutes Essen und eine gute Atmosphäre. Herauszuheben sind die Jakobsmuscheln mit Blackpudding und Mash.

Das Frühstück im Fáilte ist ebenfalls großartig: Alles ist perfekt zubereitet und es gibt selbstgebackenes Brot, frisches Obst – einschließlich schottischer Erdbeeren – und das alles in einer sehr angenehmen Atmosphäre. Es ist ein Wohlfühlfrühstück, das mal wieder länger dauert, als geplant.

Beim Abschied erfahre ich, Thomas ist auch Radfahrer, er fährt Mountainbike und Rennrad. Wir reden noch ein wenig über mein Toutterrain und die Strecke. Im Fáilte habe ich mich wirklich willkommen gefühlt.