Schon bei meinen ersten Beschäftigungen mit der Route auf der Landkarte ist mir Altnaharra aufgefallen. Eine winzige Häuseransammlung am Loch Naver, scheinbar verlassen in der Weite der nördlichen Highlands und doch mit einem Traditionshotel. Erfreulicherweise kann dies in die Rückreise eingeplant werden. Der Weg nach Altnaharra führt am Ufer des Loch Naver entlang und als ich das Hotel das erste mal erblicke steigt meine Vorfreude weiter.
Freundlich werde ich ich in Empfang genommen, mein Zimmer heißt „Wisdom“ und das Fahrrad bekommt einen schönen Stellplatz im Fahrradschuppen. Das ganze Hotel ist gediegen bis altehrwürdig ausgestattet. Im Hausprospekt erfahre ich, das es eine lange Tradition als Stützpunkt für Jäger und Angler hat. Auch die Ausstattung meines Zimmerst ist gediegen bis edel und die Dusche gibt reichlich warmes Wasser, ohne zuviel auf dem Fußboden zu hinterlassen.
Gespannt erwarte ich das Dinner. Es gibt drei Gänge soviel ist klar. Die Gäste zum Dinner werden in der Lounge empfangen. Hier gibt es auch die Speisekarte und erste Getränke können bestellt werden. Bei mir ist es – Überraschung – ein Bier. Dann wird werde ich zu meinem Tisch geführt. Auf dem – Überraschung – kein Bier steht. Meine Tischnachbarn haben ihre Getränke bekommen, also beschließe ich, die Bedienung mal zu fragen, wo denn mein Bier ist. Das ist gar nicht so einfach, denn die Bedienung ist für längere Zeit verschwunden. Als sie wieder da ist, nimmt sie meine Nachfrager mit stoischer Mine zur Kenntnis und nach einer Weile kommt mein Bier.
Als Vorspeise habe ich Hummer mit Kartoffelsalat gewählt, sie ist köstlich. Als Zwischengang gibt’s Gemüsesuppe. Ich kann nichts herausschmecken, kein Gemüse, kein Gewürz, die Suppe ist annähernd geschmacksneutral.
Als Hauptspeise habe ich mich für Rinderbraten mit Gemüse und Kartoffelpüree entschieden und nicht bereut. Das Fleisch ist perfekt, und auch das Gemüse ist von Konsistenz und Würzung sehr gut, für britische Verhältnisse sogar hervorragend. Zum Nachtisch nehme ich einen Schokoladenkuchen mit Toffee-Sauce, ich muss ein wenig an die Kalorienzufuhr denken. Apropos Kalorienzufuhr, als ich zwischendurch Brot nachbestelle, schaut mich die Bedienung an, als hätte ich ihr gerade einen unsittlichen Antrag gemacht, ich bekomme dann aber mein Brot.
Nach dem Essen ziehe ich mich in die Lounge zurück um noch ein Bier zu trinken. Das will mir leider nicht gelingen, weil keine Bedienung zu finden ist. Auch andere Gäste setzen sich in die Lounge und gehen wieder, zweien folge ich und finde die Bar, die auch öffentlich zugänglich ist. Dort komme ich schnell mit drei Anglern ins Gespräch, von denen einer auch Bergführer war. So wird es nach einem sehr guten Essen mit miserablen Service noch ein vergnüglicher Abend.
Zwischen Radfahrern und Anglern mag es den einen oder anderen Unterschied geben, aber es finden sich auch viele Gemeinsamkeiten: Man unternimmt etwas, optimiert an der Ausrüstung herum, ist mit Leidenschaft bei der Sache und an der Bar gibt es Geschichten zu erzählen.