Number One

… ist der Name meines Bed & Breadfast in Beverley. Mein Gedanke bei der Buchung: Namen sind Schall und Rauch.

Stilecht gab es keine Klingel, sondern einen Türklopfer. Als Verstärker diente ein Hund. Meine Gastgeberin stellte sich als Sarah vor, und begrüßte mich sehr herzlich. Sofort sah sie, das ich mit dem Rad unterwegs war, und kümmerte sich darum, das ich Rad in einem Schuppen abstellen konnte. Dann erklärte sie mir das Haus und mein Zimmer und gab mir wertvolle Tips für die Stadtbesichtigung.

Haus und Zimmer waren mit Toddeln, Dekoration und vielen Büchern ausgestattet. Bei dieser Dame und diesem Haus war das stimmig und verbreitete eine heimelige Atmosphäre.

Das Frühstück wurde in einer kleinen Bibliothek gereicht. Um das Frühstück kümmerte sich ein Herr, der sich als Neil vorstellte. Im Hintergrund lief klassische Musik. Die vielen Marmeladen waren in Silbertöpfchen angerichtet und das Rührei war das bisher beste auf der Insel. Außerdem bekam ich eine Zeitung.

Das war ein extremes Wohlfühlfrühstück, das mich die Zeit vergessen ließ. Alles in allem: Danke Sarah und Neil. Number One ist der richtige Name für euer Bed & Breakfast.

Von Market Rasen nach Beverley

Market Rasen ist eine Kleinstadt mit einer Rennbahn. Beverley ist eine Mittelstadt mit mit einer Rennbahn. Die Städte trennt 81 Km auf dem Rad und vieles mehr. Während Market Rasen viktorianisch ist und zu Lincolnshire gehört ist Beverley uralt und gehört bereits zu Yorkshire.

Der Weg nach Beverley war mühsam. Market Rasen duckt sich in ein Tal. Die Fahrt beginnt mit einem Anstieg von 160 Höhenmetern. Danach geht es in fröhlichem Auf und Ab weiter. Insgesamt komme ich auf 690 Höhenmeter. Besonders interessant ist ein mehrere Kilometer langer Offroad-Abschnitt, der durch den Regen der letzten beiden Tage mit Pfützen und reich gesegnet war. Dort wo keine Pfützen zu sehen waren, war der Weg komplett zu gewuchert. Insgesamt wird auf der Route ganze Radfahrer gefordert.

Ein Höhepunkt ist die Überquerung der Flussmündung des Hulls, nahe der Stadt Kingston upon Hull. Von der Brücke aus hat man einen tollen Blick auf die Flussmündung und die Stadt.

Von dort aus ist es nicht mehr weit nach Beverley. Schon von weitem kann man das Beverley Minister ausmachen. Es ist eine riesige Kirche. Selbstverständlich uralt und mit seinen vielen Figuren an der Fassade sehr beeindruckend.

Marktplatz mit Minister im Hintergrund

Wie in allen alten alten Städten der Region wurde hier früh reger Handel getrieben und selbstverständlich waren auch hier Hansekaufleute aktiv. Beverley hat viele alte Pubs und ist sicher einen Aufenthalt wert.

Schild an der Guildhall, nicht weit vom Minister

Auch Kings Lynn und Boston haben Guildhalls. Nach Kings Lynn, Boston und Lincoln reiht sich Beverley schön in die Riege beeindruckender alter Städte ein. So sehe ich denn nach wie vor recht wenig von der Nordsee, bin aber stets mit dem alten Seehandel in Berührung.

Von Boston nach Lincoln

Nach Kings Lynn war Boston die nächste alte Handelsmetropole, die Station war. Wie Kings Lynn war auch Boston Hansestadt. Im Mittelalter reich und mächtig, war jetzt alles ein wenig abgerockt. Der mächtige Kirchturm, der auch als Leuchtturm diente, dominiert das Stadtbild. Ansonsten gibt es reizvolle alte Gebäude, z.B. das alte Gildehaus. Aber man sieht der Stadt an, dass sie schon bessere Zeiten gesehen hat. Das wiederum macht einen gewissen Charme aus. Altes ist halt alt, nicht wie neu. Manches alte Gemäuer ist nach einer Restaurierung ja in einem so guten Zustand, wie nie zuvor in seiner langen Existenz.

Altstadtgasse in Boston

Von Boston folgt der Radweg dem Flüsschen Whitham nach Lincoln. Über die Hälfte des Weges sind für den Autoverkehrt gesperrt, der Rest verläuft weit überwiegend über wenig befahrene Nebenstrecken. Eine Strecke zum Genussradeln, wenn nicht gerade so wie heute, Wind und Regen von vorne kommen. Schon aus 15 Km Entfernung kann ich die Silhouette von Lincoln ausmachen. Immer wieder gibt es eindrucksvolle Sichten auf die Stadt. Die aufragenden Baudenkmäler, das Schloss und vor allem die Kathedrale liegen auf einem Hügel. Der Radweg dahin führt über eine Straße, die wie eine Wand vor mir aufragt. Zum ersten Mal beschließe ich, zu schieben.
Die Altstadt von Lincoln ist wirklich schön und die Kathedrale ist sehr beeindruckend. Das Schloss kann für einen horrenden Eintritt besichtigt werden. Da ich heute noch weiter muss, verzichte ich darauf. Bei schönem Wetter stelle ich es mir angenehm vor, dort und in den vielen Cafés und Kneipen drumherum Geld ausgeben. Und darauf ist die ganze Umgebung auch ausgelegt.

Vor der Kathedrale von Lincoln

Lincoln ist schick, sehr touristisch und damit ein Kontrapunkt zum leicht verlotterten Boston.

 

Velocity und Vorhersagen

Keine Tour ohne Planung. Keine Planung ohne Fehler. Um überhaupt mal irgendwas planen zu können, bin ich von einer gewissen Durchschnittsgeschwindigkeit ausgegangen. Basierend auf meinen Radtouren rund um München, versehen mit einem großzügigen Abschlag, dachte ich an 18 Km/h. Das werde ich nie und nimmer erreichen. Die Annahme war Quatsch.

Meine Durchschnittsgeschwindigkeiten steigen langsam an, heute habe ich 15,4 Km/h erreicht. Es gab auch mal eine 16,1 Km/h, aber das war eine mit 60 Km recht kurze Strecke und vor allem hatte ich massiven Rückenwind. Heute hatte ich einen kräftigen Gegenwind. Vor allem aber ist die Durchschnittsgeschwindigkeit vom Streckenprofil abhängig. Hier gibt es praktisch keine Ebenen und viele Straßen gehen Hügel den direkten Weg bergan und auch wieder bergab. Bergan macht sich die schiere Masse aus Fahrer, Gepäck und Fahrrad bemerkbar. Bergab kann man auf den kleinen engen Straßen leider auch so brettern, wie man das will.

Dennoch hilft die regelmäßige Geschwindigkeitsmessung. Die Planung der   nächsten Etappen wird auf ein immer solideres Fundament gehoben. Ich schaue mir das Profil genauer an und gemeinsam mit der Wettervorhersage wird eine immer realistischere Planung einer sinnvollen Etappenlänge möglich. Dabei wird die steigende Leistungsfähigkeit mit eingeplant. Und schließlich, bin ich im Urlaub! Es bringt nichts, irgendwelche obskuren Leistungsziele erreicht zu haben, aber nichts gesehen zu haben. Pausen und Abstecher müssen immer möglich sein und die Städte der Quartiere besichtigt werden können.

Blick auf den Kirchturm von Boston

Eines kann man nicht einplanen: Wenn die Wettervorhersage falsch liegt. Nach der Wettervorhersage hätte ich heute gar nicht losfahren dürfen. Wind von vorne und Regen. Der Wind war da, der Regen nicht. So lag ich am Ende 45 Minuten vor der Tagesplanung. Eine andere Sache konnte ich auch nicht vorhersehen: Bislang waren waren die Straßen immer von hohen Hecken gesäumt. Diese Hecken sind gute Windbrecher. Heute gab es zum ersten Mal kaum Hecken. Die Landschaft erinnerte vielmehr an das Emsland.

Ein kleiner Deich und immer geradeaus

Messen, planen, Fehler eingestehen und immer auf die Beine hören!

Lamb Shank & IPA

Heute bin ich bei guten Bedingungen nach Fakenham geradelt. Untergekommen bin ich im Wensum Lodge Hotel. Fakenham ist ein beschaulicher kleiner Ort und das Wensum Lodge Hotel ist ein kleines gutbürgerliches Landhotel.

Hier werden 6 Biere am Fass angeboten, darunter 2 IPAs. England hat kulinarisch echt was zu bieten. Auch in den Stationen zuvor ist mir aufgefallen, das die Pubs und Wirtshäuser interessante Bierauswahlen bieten.

Zum Start habe ich mich für ein Greene King East Coast IPA entschieden: Es ist mit 4 VOL Alkohol leicht, mit den Aromen exotischer Früchte in der Mitte und einer leichten Hopfenbitterkeit im Abgang.

Unteressen habe ich von der Tageskarte die Lamb Stank mit mashed potatoes und mixed vegetables gewählt. Die Lamb Shank ist ein Stück, wie eine Schweinshaxe. Sie ist butterzart, sehr aromatisch und wird in reichlich dunkler und sehr schmackhafter Soße serviert. Die mixed vegetables bestehen aus Lauch, Brokkoli, Zucchini und grünen Bohnen. Das Gericht war sehr fein im Geschmack und eine ordentliche Portion.

Zum Abschluss habe ich mir ein Greene King IPA gegönnt. Das Bier ist deutlich dunkler und malziger, als das East Coast IPA, die Fruchtaromen im Mitteltrunk sind dezenter und mit Orangennote, die gut mit den Malzaromen harmoniert Im Abgang dominieren die wieder die Malzaromen. Bitterhopfen war kaum zu schmecken.

Wenn ich mir die Bierkultur so anschaue, nähern sich deutsche Hipster-Kneipen in angesagten Großstadtvierteln gerade englischen Landgasthöfen an.

Norwich

Ich wollte nicht nach Norwich. Schon bei den Planungen war ich bereit Norwich nur zu durchqueren. Und jetzt kurzfristig wollte ich wegen des Etappenzuschnitts nicht nach Norwich, sondern 25 Km weiter.

Da hätte ich beinahe was verpasst. Die möglichen Zielorte waren ausgebucht, in Norwich gab es noch was.

Norwich ist eine lebendige und vielfältige Stadt. Sie hat ein beeindruckendes  Castell, eine schöne Altstadt mit Fußgängerzone, die  tolle Einkaufs- und Einkehrmöglichkeiten bietet und eine Kathedrale.

Der Markt von Norwich

Die Kathedrale ist nur eine von ziemlich vielen alten Kirchen in der Stadt. Sie hat vor allem beeindruckende Fenster. Wunderschöne  alte bis ganz moderne Kirchenfenster zaubern beeindruckende Lichteffekte in die Kirche. Auch bei der sakralen Kunst geht’s von ganz alt bis in die Gegenwart. Das ist die Kirche einer Gemeinde. Und obwohl im Ursprung uralt, wird sie weiterentwickelt. Die Ursprünge sind vorgotisch, Baubeginn war immerhin 1096, zum Teil sind auch gotische Elemente zu entdecken.

Die Kathedrale von hinten

Weil die Kathedrale nicht so überlaufen ist, wie z.B. die Kathedrale von Canterbury konnte sie mich mich eine starke Wirkung entfalten. Abseits der Hauptzugänge liegt liegt ein malerisches und sehr ruhiges altes Viertel. Da kann man die Kathedrale von hinten fotografieren.

Die Gezeitenmühle in Woodbridge

Woodbridge ist ein malerischer kleiner Ort. Hier gibt es eine der wenigen erhaltenen Gezeitenmühlen. Die Mühle wird 1170 erstmals erwähnt. Klar ist, Kraftmaschinen gibt es schon lange und vor der Erfindung der Dampfmaschine nutzten sie alle grüne Energie.

Das Prinzip ist einfach: Eine Gezeitenmühle ist eine Wassermühle, bei der der rauschende Bach mit Hilfe des Tidenhubs erzeugt wird. Woodbridge liegt am Flüsschen Deben, der ins Meer mündet und der Tide unterworfen ist. Bei der Mühle wurde ein Speichersee errichtet, in den bei auflaufendem Wasser Wasser eingeleitet wird. Durch eine einfache Schleuse wird das Wasser bei ablaufenden Wasser im See zurück gehalten. Ist das Wasser im Deben tief genug gesunken, wird ein Rohr geöffnet und das Wasser aus dem See wird auf das Wasserrad der Mühle geleitet.


Die Mühle mahlt so für zweimal 4 Stunden täglich. Die Mahlzeiten waren und sind abhängig vom Tidenkalender.


In der Mühle ist heute ein hübsches Museum eingerichtet. Anhand eines Modells erläutert einer der freundlichen Herrn des Museums das Prinzip gerne. Die Zeiten, in denen das Mühlrad bewegt wird, werden auf der Internetseite des Museums veröffentlicht. Ich habe beherzt in die Pedale getreten und war zur Zeit da.

Zur Homepage des Museums

Wegführung I

Die Wegführung des Nordseeküstenradwegs, bzw. der NCR 1 führt überwiegend über Nebenstrecken. Kurze Stücke führen über Radwege stark befahrener Hauptstrecken und ca. 10 % der Strecke gehen über Wald-und Feldwege. Die Ausschilderung ist gut, allerdings war der GPS-Track das eine oder andere mal sehr hilfreich.

Das Miteinander von Auto- und Radfahrer auf den Nebenstrecken ist sehr gut. Die allermeisten Autofahrer halten Abstand, viele halten für einen Radfahrer an. Ein freundlich anerkennender Gruß ist hier angebracht und wird gerne erwidert. Umgekehrt verhält es sich genauso. Die Steigungen sind bisweilen steil und ein Treckingrad mit einem Gesamtgewicht von 140 Kg ist dann langsam unterwegs. Da fahre ich an unübersichtlichen Stellen links ran und lasse Autos überholen. Auch dies wird immer mit einem freundlichen Gruß quittiert.


Und natürlich gibt es auch hier die armen Schweine, die ihren Frust, ihren Hormonhaushalt oder was auch immer nur mit Gaspedal und Lenkrad ausgleichen können. Heute bin ich keinem davon begegnet.

Ein echtes Manko der Wegführung ist, das der Nordseeküstenradweg  in England nur in der Nähe der Nordseeküste verläuft. Da wird jeder Blick auf’s Wasser natürlich zelebriert. Statt dessen gibt es Höhenmeter satt. Wirklich eben ist hier nichts. Die vielen Steigungen, die schmalen, wenig befahrenen Straßen, praktisch ohne Geraden sind nie langweilig zu fahren, nur die Nordsee sieht man eben selten.

 

Und weil es so besonders ist, gibts noch ein Bild mit Wasser und Schiffen in Malfon obendrauf.

Kartoffelsalat mit Minze

junge kleine Kartoffeln
4 Eier
Cornichons
Mayonnaise
Senf, englischer scharfer
Minze
Salz/Pfeffer

Die jungen Kartoffeln gründlich putzen und mit Schale als Pellkartoffeln kochen. Kartoffeln nicht sofort abgießen, sondern nach dem Kochen eine gute Handvoll frische Minze ins Kartoffelwasser geben. Die Kartoffeln mit der Minze 10 Minuten ziehen lassen, dann abgießen.

Cornichons und drei Eier klein haken und mit der Mayonnaise und dem Senf ein Dressing herstellen, mit Salz und Pfeffer würzen. Die Kartoffeln mit Schale grob in Scheiben schneiden und mit dem Dressing vermischen. Das verbliebene Ei vierteln und mit frischer Minze zur Garnitur verwenden.

Dazu passt gegrilltes Fleisch.

Punting Boat

Meine Cousine Sonja hat die Idee: Cambridge mit dem Punting Boat erkunden.  Sie hat das schon mal gemacht und war ganz begeistert.

Viele der altehrwürdigen Colleges liegen am Flüsschen Cam. Bei derTour steuert ein Früher den Stechkahn über die Cam und erklärt die am Ufer liegenden Sehenswürdigkeiten. Das ist in mehrerlei Hinsicht interessant. Man bekommt Cambridge erklärt und man erlebt allerlei lustige Begebenheiten auf dem Fluss. Es gibt nämlich nicht nur geführte Touren, sondern man kann sich auch auch selbst ein Punting Boat leihen und staken. Das ist bisweilen lustig mit anzusehen, wie da im Zickzack die volle Flussbreite ausgenutzt wird. Und dann die Vollprofis, vor allem die mit komplett weiblicher Kundschaft: Da wird Wert auf Eleganz und Lässigkeit gelegt. Dumm nur, wenn man dann den Stecken verliert und andere Boote eine Rettungsaktion durchführen müssen, oder schlimmer noch, mit der Hand zurück gepaddelt werden muss.

Wir waren an einem Samstag Nachmittag da und war extrem belebt. Eine Dreiviertelstunde warteten wir auf unser Boot und auf dem Wasser gab es Stau. Andererseits sahen wir mehrere Hochzeitsgesellschaften und diverse Gruppen die Junggesellenabschied feierten. Das war lustig anzusehen.

Die Punting Boat Tour mit Führer ist teuer und ein unbedingter Tipp.